Wirtschaft

Rezession in den USA und in Europa im weiteren Jahresverlauf nicht vermeidbar

Kommentar von Shamik Dhar, Chefökonom bei BNY Mellon Investment Management

Shamik Dhar, Chefökonom bei BNY Mellon IM

Die Jahresmitte ist überschritten und noch immer gibt es keine Anzeichen für eine größere weltweite Rezession. Es stimmt zwar, dass Deutschland um die Jahreswende eine technische Rezession verzeichnete, aber aus Sicht von Ökonomen ist die Definition von „zwei aufeinander folgenden Quartalen“ wenig tragfähig, sagt Shamik Dhar, Chefökonom bei BNY Mellon Investment Management.

In der aktuellen Situation bleibt eine Kreditklemme für ihn und sein Team ein sehr wahrscheinliches Szenario: „Die Finanz- und Kreditbedingungen haben sich, vor allem in den USA, verschärft, wo die Abwanderung von kleinen und regionalen Banken zu größeren Instituten anhält. Dabei handelt es sich allerdings eher um ‚Jogging‘- als um einen ‚Run‘ auf die Banken.

Problem nicht verschwunden

Der Zusammenbruch der First Republic Bank hat jedoch gezeigt, dass das Problem nicht verschwunden ist. Auf kleinere, regionale Banken entfallen rund 40 % der gesamten US-Bankkredite. S sie sind unverhältnismäßig große Geldgeber für KMU und Gewerbeimmobilien. Natürlich können größere Banken einen Teil des Rückstands aufholen, aber wahrscheinlich nicht den größten Teil.

Die hohe Inflation verhindert, dass die US-Notenbank mit hohen Zinssenkungen einspringt, so dass eine Rezession im Jahresverlauf zu erwarten ist. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit einer Kreditklemme in den USA am größten. Viele Länder haben allerdings das Problem einer Inflation, die bei den derzeitigen Zinssätzen dauerhaft über dem Zielwert liegt.

Bei unserem zweiten Szenario der ‚verzögerten Landung‘ haben wir auch entsprechend eine andere Annahme: Wenn sich der Zinsanstieg und die Verschärfung der finanziellen Bedingungen als unzureichend erweisen, um die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte deutlich zu verlangsamen, könnten die Zinsen in mehreren Ländern deutlich stärker steigen als im Szenario der Kreditklemme.

Im Grunde genommen kämen dann die Fehler der Zentralbanken aus der Vergangenheit (zu lange zu niedrige Zinssätze) wieder zum Tragen, und die Zinssätze müssen für längere Zeit deutlich höher liegen, um die Folgen der Inflation zu dämpfen.“

Wiedereröffnung Chinas kurzzeitige positive Auswirkungen

Das Szenario der Kreditklemme in Kürze:
• Die geldpolitische Straffung beginnt zu greifen, aber die Entwicklung ist noch nicht zu Ende, da bis 2024 keine Zinssenkungen vorgenommen werden.
• Die USA und Europa vermeiden eine ausgewachsene Bankenkrise, aber die verschärften Kredit- und Finanzbedingungen beschleunigen den wirtschaftlichen Abschwung.
• Die USA und Europa treten im Jahresverlauf in eine Rezession ein.
• Der Arbeitsmarkt entspannt sich rasch (d. h. die Arbeitslosigkeit steigt sprunghaft an), was die Inflation anheizt.
• Die Wiedereröffnung Chinas hat kurzzeitige positive Auswirkungen.

(BNY Mellon IM / Manuela Blisse / surpress)

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