Von diesem Trend profitiert auch Bondora, eine der führenden europäischen P2P-Plattformen. Im vergangenen Jahr wurden 10.533 Kredite im Wert von insgesamt 28,5 Million Euro vermittelt. Damit ist das Kreditvolumen des Fintechs aus Estland um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.
„Beide Seiten gewinnen, wenn man die Banken als Kreditvermittler weglässt und direkt Geld von Privat zu Privat verleiht. Wir sind froh, dass wir diesen Trend vorantreiben“, kommentiert Pärtel Tomberg, Bondoras CEO und Mitgründer, das hervorragende Jahresergebnis. Tomberg rechnet dabei mit einer weiteren Beschleunigung des Wachstums. „Bis 2020 soll die Branche um mehr als 500 Prozent wachsen“, so Tomberg. „Und Bondora mit seiner europäischen Ausrichtung wird dabei überproportional profitieren.“
5.500 Investoren aus Deutschland
Das Konzept dahinter: Bondora bringt private Kreditnehmer aus Hochzinsländern wie Spanien und Estland mit Kreditgebern aus Niedrigzinsländern wie Deutschland zusammen. Die Kreditnehmer bekommen einen für ihr Land verhältnismäßig niedrigen Zins, während auf der anderen Seite Investoren eine deutlich höhere Rendite als bei Festgeld und Co. erhalten – eine Win-Win-Situation. Vor allem deutsche Investoren sind auf den Geschmack der bis zu zweistelligen Renditen gekommen: Mittlerweile stammen fast 5.500 Geldgeber aus der Bundesrepublik.
Die Kreditnehmer stammen dabei aus drei Ländern: Estland, Finnland und Spanien. Das größte Kreditvolumen wurde an Kreditnehmer aus Estland vermittelt: 16,5 Millionen Euro. 7,2 Millionen Euro liehen sich die Finnen, während 4,8 Millionen Euro an spanische Kreditnehmer vergeben wurden. Die Finnen liehen sich dabei in der Regel größere Summen, im Schnitt rund 4.000 Euro. Die Spanier nahmen dagegen eher kleinere Kredite von durchschnittlich rund 1.800 Euro auf.
„Zinsunterschiede in Europa sind enorm“
Für Investoren ist die Plattform seit Jahren ein Erfolg: Seit 2008 haben Investoren bisher immer eine positive Jahresrendite erwirtschaftet – im Gegensatz zum Dax, bei dem es 2011 deutlich abwärts ging. 89 Prozent aller Investoren auf Bondora verdienen eine Rendite von 10 Prozent jährlich. Solche Renditen sind möglich, weil Investoren ihr Geld an Kreditnehmer verleihen, die aus Ländern kommen, in denen Konsumentenkredite deutlich teurer sind als hierzulande. In Estland zahlt man bei einer Bank für einen gewöhnlichen Kredit mit einer bis zu fünfjährigen Laufzeit rund 18 Prozent an Zinsen – fast das Vierfache im Vergleich zu Deutschland (Quelle: EZB). Rein Ojavere, CFO von Bondora, erklärt: „Die Zinsunterschiede innerhalb der Euro-Zone sind enorm, was auf die unterschiedlichen Bankenstrukturen der Länder zurückzuführen ist. Mit unserer paneuropäischen Plattform nutzen wir diese Tatsache gewinnbringend für Gläubiger und Schuldner.“
Strenge Kontrolle bei Kreditvergabe sorgt für wenig Ausfälle
Ein weiterer Grund, warum Kreditnehmer Bondora nutzen, ist nicht nur der vergleichsweise günstige Zins, sondern auch die unkomplizierte und schnelle Abwicklung der Kreditaufnahme. Dabei achtet Bondora jedoch genau darauf, wer einen Kredit bekommt. Die Plattform hat einen strengen Algorithmus entwickelt, der entscheidet, ob jemand kreditwürdig ist oder nicht. So wurde 2016 ein Volumen von insgesamt 530 Millionen Euro angefragt, aber nur 59 Millionen Euro wurden genehmigt. „Unser Algorithmus sorgt dafür, dass Investoren dank niedriger Ausfallquoten positive Renditen erhalten und Kreditnehmer in keine Zinsfalle geraten. Schließlich beruht unser Konzept darauf, dass beide Seiten profitieren“, betont Pärtel Tomberg. Das Konzept geht offensichtlich auf – und zwar nicht nur bei Bondora: Laut dem Digital Market Outlook von Statista soll das P2P-Kreditvolumen bis 2020 um 533 Prozent auf sechs Prozent des gesamten deutschen Kreditvolumens steigen. (Bondora)