China ist der wichtigste Anbieter von Seltenen Erden, die für Hightech-Produkte unverzichtbar sind. Damit besitzt Peking ein Faustpfand.
Je früher China auf ein Exportembargo setzt, desto wirkungsvoller wäre die Maßnahme. Längerfristig könnte sich die Volksrepublik damit jedoch selbst schaden.
Auch wenn sich die Situation im Handelsstreit zwischen den USA und China in den vergangenen Wochen scheinbar etwas beruhigt hat, ist eine erneute Eskalation des Konflikts in den kommenden Monaten alles andere als ausgeschlossen. Statt weitere Zölle auf US-Importe zu erheben, könnten die Chinesen dabei auf ein probates Mittel zurückgreifen, um dem Druck der US-Regierung Paroli zu bieten: ein Exportembargo von Seltenen Erden. Entsprechende Warnungen hat Peking bereits ausgesprochen.
Seltene Erden sind besonders für die Herstellung von Hightech-Produkten wie Smartphones, für „grüne“ Technologien wie Elektromotoren und Windkraftanlagen, aber auch in der Rüstungsindustrie unerlässlich. Gleichzeitig ist China zum weltweit wichtigsten Produzenten und Exporteur der Metalle avanciert – noch vor wenigen Jahren fast mit Monopolcharakter. Damit hat Peking ein Faustpfand gegen die Trump-Regierung in der Hand, das scheinen auch die Amerikaner so zu sehen. Unter Hochdruck klopfen sie momentan alle Möglichkeiten ab, wie sie sich von den chinesischen Lieferungen von Seltenen Erden unabhängig(er) machen können. Deutlich wird aber, dass dies nicht so einfach „von heute auf morgen“ gelingen wird. Den großen Schlag gegen die US-Wirtschaft würde China mit einem Exportembargo von Seltenen Erden wohl nicht landen können. Viele US-Unternehmen lassen Produkte, in denen die Metalle verbaut werden, direkt in China fertigen. Einzelnen Produktionsbereichen in den USA könnte China mit dieser Maßnahme jedoch empfindliche Nadelstiche versetzen – je eher, desto wirkungsvoller.
Damit stellt sich fast die Frage, warum Peking nicht schon längst zu diesem Mittel gegriffen hat. Vermutlich, weil die chinesische Regierung die längerfristige Perspektive im Blick hat, wo sich ein solcher Schritt als Bumerang erweisen könnte. Vor Jahren hatte Chinas Exportstopp von Seltenen Erden zu einer Preisexplosion der Metalle geführt und wichtige Konkurrenten gestärkt. Dies würde sich heutzutage vermutlich wiederholen. Auch könnten US-Unternehmen den Fertigungsstandort China in Frage stellen und Produktionsstätten in asiatische Nachbarländer verlagern. Damit ist das Risiko eines Exportembargos aber längst nicht vom Tisch. Wenn es dazu kommt, dann in naher Zukunft.
(DZ BANK AG)