Die Börsen stagnieren nahe ihrer Höchststände, und viele Investoren stellen sich zum Jahresende die Frage, wie es im kommenden Jahr weitergeht. In der heutigen Ausgabe wollen wir einen Blick auf die wichtigsten Einflussfaktoren werfen. Auch wollen wir uns aus aktuellem Anlass noch einmal dem Thema Kryptowährungen widmen.
Feierlaune in den Unternehmenszentralen
Sind Sie auch schon in Hochstimmung? Dabei beziehe ich mich weniger auf die bevorstehende Vorweihnachtszeit als auf die Frühindikatoren zur Wirtschaftsentwicklung. Die Umfragen unter den Einkaufsmanagern der internationalen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sind unisono positiv geprägt und deuten ein weiterhin freundliches Wirtschaftsumfeld an.
Dieses wurde in dieser Woche durch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bestätigt, die für 2018 das stärkste Wachstum der Weltwirtschaft seit 2010 prognostiziert. Für Deutschland wurde die Wachstumsprognose auf 2,2 Prozent angehoben. Das ist zwar weniger, als Indikatoren wie der Ifo-Index aufgrund des euphorischen Niveaus erwarten lassen würden, aber ein solider Wachstumspfad, mit dem es sich gut auskommen lässt. Wäre die deutsche Regierungsbildung nicht so schwierig, könnten sich die Politiker freuen.
Selten waren in den letzten Jahren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so gut wie aktuell. Der Arbeitsmarkt ist auf Vollbeschäftigungsniveau, und in bestimmten Regionen und Branchen werden die Arbeitskräfte langsam rar. Zuletzt war das deutsche Wachstum stark durch den florierenden Konsum gestützt. Im Jahr 2018 könnte sich ein Wechsel der Zugpferde andeuten. Es gibt zunehmend erfreuliche Signale aus dem Exportsektor, und damit einhergehend sollte die Investitionsbereitschaft der Unternehmen steigen.
Spekulationsblase bei Bitcoins?
Zum begehrtesten Anlageobjekt des Jahres scheint aber die Cyberwährung Bitcoin zu avancierten. Man hat den Eindruck, je mehr darüber in den Medien gesprochen und geschrieben wird, desto stärker steigt der Preis. Der Handel ist schwierig und intransparent. Es gibt nur wenige an Wertpapierbörsen gehandelte Finanzprodukte auf das Konstrukt.
Seit Jahresbeginn hat die Währung zwischenzeitlich 1.000 Prozent dazugewonnen. Beim Blick auf den exponentiellen Kursverlauf fühlt man sich an eine klassische Spekulationsblase erinnert. Vorsicht ist geboten, da die Schwankung sehr hoch ist. Den Regierungen und Notenbanken der Welt ist der Erfolg der nicht beliebig vervielfältigbaren Kryptowährungen ein Dorn im Auge. Sollten hier Restriktionen oder Verbote erlassen werden, kann schnell das Kartenhaus in sich zusammenfallen. Sollten auch Sie darüber nachdenken, dann agieren Sie bitte entsprechend mit Bedacht!
Aktien mit kurzfristiger Konsolidierung
Die Aktienmärkte haben eine Verschnaufpause eingelegt. Nachdem zu Beginn des Novembers noch neue Höchststände an den Börsen erreicht worden waren, nutzten in den zurückliegenden Wochen viele Anleger das insgesamt freundliche Umfeld, um Kursgewinne mitzunehmen. Vor allem Technologie-Unternehmen, die zu den Börsenlieblingen in diesem Jahr gehörten, waren unter Druck.
Wir erwarten jedoch keine ausgeprägte Trendwende an den Aktienbörsen, da das monetäre und auch das wirtschaftliche Umfeld positiv bleiben. Für das Jahr 2018 gehen die Analysten von Steigerungen der Unternehmensgewinne in den Industrienationen in Höhe von 10 bis 15 Prozent aus. Wenn die Bewertungsniveaus konstant bleiben sollten, kann man daraus weiteres Potential für die Aktien ableiten.
Besonders positiv sticht seit einiger Zeit Japan heraus. Die Verschuldung der Unternehmen ist im internationalen Vergleich gering, die Liquiditätsbereitstellung der Notenbank konstant hoch und die Gewinne können sich noch dynamischer als in Europa oder den USA entwickeln. Als Beimischung stellt Japan somit eine interessante Ergänzung in einem internationalen Aktienportfolio dar.
Schwankungen am Rentenmarkt halten an
Die positive volkswirtschaftliche Entwicklung im Euroraum macht es der Europäischen Zentralbank zunehmend schwerer, ihren expansiven Kurs beizubehalten. Die südeuropäischen „Problemländer“ der letzten Jahre erholen sich, und die Arbeitslosenquote im Euroraum ist mit 8,9% auf dem niedrigsten Niveau seit 2008.
Die bereits geplante Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe ab Januar 2018 ist ein erster Schritt zur Normalisierung, dem aber im kommenden Jahr weitere folgen müssen. Erste Zinserhöhungen sind in Europa im kommenden Jahr jedoch nicht zu erwarten. Die Schwankungen am Rentenmarkt sollten unserer Meinung nach verhältnismäßig hoch bleiben. Wir präferieren daher weiterhin eine konservative Positionierung durch festverzinsliche Papiere mit kurzen bis mittleren Restlaufzeiten.
(Weberbank)
Haftungsausschluss: Diese Darstellung der aktuellen Marktsituation haben wir entweder selbst angestellt oder aus von uns als zuverlässig angesehenen Quellen bezogen. Trotz Anwendung größter Sorgfalt können wir für die Richtigkeit unserer Einschätzungen keine Haftung übernehmen. Diese Darstellung ist nicht als Aufforderung zum Erwerb, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere intendiert.