Bei einer gesunden Wirtschaft einerseits und einem steigenden Euro andererseits möchte die Europäische Zentralbank (EZB) mit Bezug auf den Start des Tapering flexibel bleiben. Hinzu kommt eine EZB-interne Debatte darüber, wie der Einstieg in den Ausstieg aus den Anleihen-Kaufprogramme verkündet werden soll. Die Zentralbank dürfte daher in ihrer Kommunikation zunächst vage bleiben.
Im Vorfeld ihrer Sitzung am 7. September steht die Europäische Zentralbank vor einer schwierigen Gemengelage. Dies stellt sie mit Blick auf die Lenkung von Markterwartungen (Forward Guidance) vor große Herausforderungen.
Einerseits ist eine gesunde Wirtschaft mit über den Erwartungen liegenden Wachstums- und Inflationsraten ein klares Argument für die EZB, ihre Anleihenkäufe zu reduzieren. Andererseits spricht die jüngste Aufwertung des Euro – die eine Verschärfung der finanziellen Bedingungen impliziert – dafür, die akkommodierende Geldpolitik noch einige Zeit beizubehalten.
Vor diesem Hintergrund dürfte die EZB zurückhaltender in der Kommunikation sein als der Markt erwartet. Dies wiederum unterstreicht den Spielraum, den sie bei der bevorstehenden Normalisierung ihrer Geldpolitik besitzt. Die Anleger sollten nicht überrascht sein, wenn die EZB eine Verlängerung ihrer Kaufprogramme ins Jahr 2018 ankündigt und erst im Verlauf des nächsten Jahres mit dem Tapering beginnt – und dabei gleichzeitig offen lässt, wie sie letzteres angehen möchte.
EZB-interne Debatte führt zur Mehrdeutigkeit in den offiziellen Verlautbarungen
Innerhalb des EZB-Rats gibt es eine Debatte zwischen den Befürwortern einer planmäßigen Reduzierung des Asset-Käufe und den Proponenten einer flexibleren Vorgehensweise, die das Tapering mit dem Wirtschaftsausblick verbindet. Wir erwarten daher, dass die Bank erst zu einem späteren Zeitpunkt über ihre Vorgehensweise entscheiden wird. Bis dahin kann sie sich ein genaueres Bild von der Wirtschafts- und Finanzentwicklung verschaffen.
Die Steuerung des Euro-Wechselkurses gehört zwar nicht zu den Hoheitsaufgaben der EZB. Angesichts der Bedeutung der Wechselkurse für den monetären Übertragungsmechanismus wird sie allerdings mit Blick auf ihre Zinserhöhungspläne vage bleiben. Gleichzeitig dürfte sie unmissverständlich klarmachen, dass in naher Zukunft keine Zinserhöhungen auf der Tagesordnung stehen.
Was die künftige Normalisierung der Geldpolitik anbelangt, so würden zwei Faktoren der EZB helfen, den Aufwärtstrend des Euro in Schach zu halten: Erstens, Flexibilität bei der Durchführung des Tapering und mit Bezug auf Zeitpunkt und Ausmaß künftiger Zinserhöhungen. Zweitens, das Aufrechterhalten einer gewissen Unsicherheit über ihre Maßnahmen.
Ein wichtiger Parameter hierbei ist auch der Spielraum der US-Notenbank bei ihren Zinserhöhung – an den diese regelmäßig erinnert. Sollte sich die Fed weiter mit Zinserhöhungen zurückhalten, dürfte sich der US-Dollar weiter abschwächen.
Eine stärker gleichgerichtete Geldpolitik im Euroraum und den USA würde dagegen dazu beitragen, die Wechselkursveränderungen zu glätten. Alles in allem ist es für die EZB daher wichtig, auf Zeit zu spielen, indem sie ihre Intentionen nicht eindeutig darlegt. (Allianz)