In diesem Jahr haben sich die europäischen Aktienkurse überdurchschnittlich entwickelt. Im Zuge dessen sind nun auch die Bewertungen gestiegen. So notiert das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den Euro Stoxx 50 aktuell bei 14,80 für 2018, das KGV für den Stoxx 600 bei 15,08.
Isoliert betrachtet sind diese Bewertungen zwar nicht teuer, aber auch nicht historisch günstig. Wenn man jedoch das aktuelle Kursniveau auf den durchschnittlichen Gewinn der letzten 10 Jahre bezieht (Shiller-KGV), dann liegt das aktuelle KGV bei 21,08. Auch sorgt die seit 2016 anziehende Inflation in Europa für eine kritische Betrachtungsweise.
Während die Entwicklung im Euroraum 2015 noch nahezu deflationär war, geht es seither mit den Preissteigerungsraten wieder deutlich nach oben. Zuletzt sogar in die Nähe der kritischen Zwei-Prozent-Marke.
Doch was bedeutet die anziehende Inflation für den weiteren Verlauf des europäischen Aktienmarkts? Zum einen, dass die Nachfrage nach Sachwerten (Aktien) gefördert wird. Zum anderen wird eben genau diesen Unternehmen Refinanzierungen und Investitionen erschwert.
Ein gewichtiger Faktor ist vor allem auch, dass die Aktienbewertungen durch einen inflationär bedingt höheren Abzinsungsfaktor ebenfalls steigen werden. Dies könnte Investments aus Chance-Risiko-Gesichtspunkten eventuell uninteressant machen.
Somit bleibt zu hoffen, dass die Inflation in einem weiterhin gesunden volkswirtschaftlichen Umfeld moderat ansteigt. Stetige und nachhaltige Preissteigerungen sind in jedem Falle besser als eine galoppierende Inflation auf der einen Seite beziehungsweise Deflation auf der anderen Seite.
(Carsten Mumm, Donner & Reuschel)