Wirtschaft

Studie: Deutsche Investoren bauen ihr Engagement im börsennotierten Mittelstand weiter aus

Deutsche institutionelle Investoren bauen ihr Engagement in heimischen Mittelstandstiteln weiter aus und bestätigen damit den Vorjahrestrend.

Das ist eines der Ergebnisse der Studie „Wem gehört der börsennotierte Mittelstand?“ für das Jahr 2016, die gemeinsam von der cometis AG, einer auf Investor Relations und strategische Finanz- und Unternehmenskommunikation spezialisierten Beratungsgesellschaft, sowie dem Investor Relations-Datenbankanbieter Ipreo Ltd. durchgeführt wurde.

In der seit dem Jahr 2014 regelmäßig erscheinenden Studienreihe werden zum Stichtag 30. September die jeweiligen Aktionärsstrukturen der Unternehmen analysiert, die in den drei deutschen Indizes MDAX, SDAX und TecDAX notiert sind und damit den „deutschen börsennotierten Mittelstand“ repräsentieren. Demnach hielten zum Stichtag im Jahr 2016 Investoren aus Deutschland 19% des institutionell gehaltenen Streubesitzes aller MDAXUnternehmen (Vorjahr: 17%). Um einen Prozentpunkt auf nunmehr 29% konnten heimische Investoren ihren TecDAX-Anteil im Vergleich zum Vorjahr ausbauen. Trotz des verstärkten Engagements deutscher Anleger im MDAX und TecDAX liegen nordamerikanische Investoren mit jeweils 31% in beiden Indizes weiterhin auf Platz eins. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch im SDAX: Deutsche Investoren weiteten ihr Engagement massiv aus, indem sie ihr um die Indexperformance bereinigtes Vermögen um +34% auf nunmehr 4,1 Mrd. € aufstockten und steigerten somit ihren Anteil am institutionellen Streubesitz um drei Prozentpunkte auf nunmehr 28%. Gleichzeitig setzten sich auch hier – noch im Vorjahr teilten sich Deutsche und Nordamerikaner gemeinsam mit Investoren aus UK & Irland Rang eins – Investoren mit Sitz in Nordamerika (30%) an die Spitze.

Die vorgelegte Studie ist bereits die vierte Untersuchung aus der Reihe „Wem gehört der börsennotierte Mittelstand?“ und aktualisiert die Analyse vom Januar 2016 mit dem neuesten verfügbaren Datenmaterial.

Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick:

  • Beim institutionellen Streubesitz im MDAX nehmen deutsche Investoren mit einem Anteil von 19% zum 30. September 2016 nach nordamerikanischen (31%) und britischen & irischen (22%) Investoren Rang drei ein. Noch im Jahr 2014 betrug die Lücke im MDAX zwischen deutschen institutionellen Anlegern und den zweitplatzierten Briten & Iren acht Prozentpunkte (17% vs. 25%). Im Jahr 2015 verringerte sich dieser Abstand bereits auf sechs Prozentpunkte (17% vs. 23%) und liegt nunmehr bei lediglich drei Prozentpunkten.
  • Insgesamt verzeichneten die Unternehmen im MDAX einen Rückgang an von institutionellen Anlegern investiertem Vermögen von ca. -9,0 Mrd. €. Lediglich Investoren mit Sitz in Deutschland und Skandinavien bauten ihre Positionen aus (ca. +372 Mio. € bzw. ca. +365 Mio. €). Im SDAX sowie im TecDAX waren jeweils Zuflüsse beim insgesamt investierten Vermögen zu beobachten (ca. +2,2 Mrd. € bzw. ca. +1,0 Mrd. €; alle Angaben bereinigt um jeweilige Indexperformance).
  • Wie bereits im Vorjahr ist der norwegische Staat mit einem nominal investierten Vermögen von ca. 5,4 Mrd. € über alle drei Indizes hinweg größter Einzelinvestor – obgleich nur 1,1% des gesamten Portfolios der Norges Bank in die deutschen Mittelstand-Indizes investiert sind. Der größte Anteil entfällt mit ca. 3,9 Mrd. €  auf den MDAX. Bei SDAX- und TecDAX-Werten gehört der norwegische Staatsfonds mit ca. 465 Mio. € bzw. ca. 974 Mio. € ebenfalls zu den jeweils drei größten Investoren.
  • Index-Fonds, die den drittwichtigsten Investment Style über alle drei Indizes darstellen, erlebten nach starken Zuwächsen in den Vorjahren nun erstmals wieder eine negative Entwicklung. Zwar wurde nur im TecDAX ein Prozentpunkt am institutionellen Streubesitzanteil eingebüßt, allerdings verringerte sich das investierte um die Indexperformance bereinigte Vermögen um ca. -1,7 Mrd. € über alle drei Indizes hinweg, was einem Rückgang von knapp -9% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
  • Bei den Anteilen am institutionellen Streubesitz von wachstums- und wertorientierten Anlegern zeigt sich, dass Letztere ihren institutionellen Streubesitzanteil über alle drei Indizes hinweg im Jahresverlauf fast ausschließlich ausbauen konnten, wohingegen die Anteile von Wachstumsinvestoren größtenteils stagnierten oder sogar rückläufig waren. Betrachtet man das um die jeweilige Indexperformance bereinigte investierte Vermögen, zeigt sich, dass das Investitionsvolumen wertorientierter Anleger stagnierte (-0,4%). Anders bei wachstumsorientierten Investoren: Hier wurde ein kumulierter Rückgang von ca. -3,4 Mrd. € (-6%) über alle Indizes registriert.
  • London, Frankfurt, Paris sowie New York bildeten wie auch bereits in den Vorjahren das dominierende Spitzenquartett der wichtigsten Roadshow-Ziele, bestimmt nach investiertem Volumen der Fondsgesellschaften vor Ort. Keine der Top 10-Roadshow-Destinationen der drei Indizes befindet sich außerhalb Europas oder Nordamerikas.

Michael Diegelmann, Vorstand der cometis AG, kommentiert: „Wir beobachten im börsennotierten deutschen Mittelstand eine deutliche Verschiebung von angelsächsischen hin zu deutschen Investoren. Dennoch belegt die weiterhin beeindruckende internationale Diversifikation der Aktionärsstrukturen der untersuchten Unternehmen das weltweit hohe Interesse der Kapitalmarktteilnehmer an den hiesigen Unternehmen. Um die Zusammensetzung der Aktionärsstruktur aktiv zu steuern, ist eine gezielte und aktive Ansprache von Investoren im Rahmen einer 360-Grad-Investor Relations-Arbeit ein ganz wesentlicher Baustein.“

Andreas Posavac, Managing Director M&A & Governance Advisory Europe bei Ipreo, resümiert: „Die Stärkung heimischer Investoren bei mittelständischen Unternehmen ist gerade im Hinblick auf den Brexit eine Entwicklung, die bei der Investor Relations-Strategie eine Rolle spielen sollte. Die aktive Investorenansprache und die Reaktion auf die Entwicklungen am globalen Aktienmarkt sehen wir als die wichtigsten Schritte zum Risikomanagement und zur fairen Bewertung, deshalb raten wir den Emittenten, die Entwicklungen als Chance und nicht als extra Anforderung zu betrachten.“

(cometis AG)

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