Trotz einer gewissen Beruhigung in den vergangenen Monaten kann für die Finanzmärkte keine Entwarnung gegeben werden. Zahlreiche Vorlaufindikatoren haben sich verschlechtert und die Dynamik bei den globalen Unternehmensgewinnen hat nachgelassen. Der „Silberstreif“ positiver Fundamentaldaten ist damit dünner geworden und konzentriert sich zudem sehr stark auf die USA. Zwar ist die globale Konjunktur weiterhin intakt. Doch es sind vor allem politische Störfeuer, die den Finanzmärkten insbesondere in Europa zu schaffen machen. Während US-Aktien sich wacker schlagen konnten, haben europäische Werte zwischenzeitlich spürbar verloren, bei gleichzeitig anziehender Volatilität. Nachdem Donald Trump seine Verbalattacken verschärft und die EU als Gegner in Handelsfragen bezeichnet hat, spricht einiges dafür, dass die relative Schwäche der europäischen Aktien nicht ausgestanden ist. Denn das Bestreben von Trump, den globalen Handel im Sinne Amerikas zu verändern, stellt das Wirtschaftsmodell Europas in Frage. Wenn es nach dem Willen des US-Präsidenten geht, dann sollen die USA nicht mehr den globalen „Consumer of Last Resort“ spielen und ihre immensen Importe einschränken. Die protektionistische Politik von Trump ist bei seinen Anhängern beliebt, was an den verbesserten Zustimmungswerten abzulesen ist. In Hinblick auf die kommenden US-Halbzeitwahlen ist somit mit weiterer und eventuell noch intensiverer Abschottungs-Rhetorik zu rechnen. Sollte sich der Trend zum globalen Protektionismus verstärken, geraten sämtliche exportorientierte Regionen, und somit auch Deutschland, deutlich unter Druck, während die USA zumindest relativ davon profitieren könnten.
Perspektiven trüben sich ein
Trotz der kurzfristigen Stabilisierung werden sich die Finanzmärkte den Negativfaktoren längerfristig kaum entziehen können. Zum einen steht 2018/19 klar im Zeichen der monetären Normalisierung, mit entsprechend negativen Abstrahleffekten auf die Aktienmärkte. Die ultra-lockere Geldpolitik der globalen Notenbanken hat Finanzmärkte über neun Jahre angeheizt. Diese Stütze wird nun stetig reduziert, mit teilweise ungewissen Konsequenzen. Zum anderen geraten die Schwellenländer durch einen starken US-Dollar, steigende US-Zinsen, Kapitalabflüsse und eine Verlangsamung des Wachstums in China unter Druck. Im Ernstfall droht sogar eine Wiederholung der breiten Schwellenländer-Krise wie Ende der 1990er.
(FERI Gruppe)