Das haben neueste Forschungen des ifo Instituts ergeben. „Ein häufiger Vorwurf ist, dass ein Leistungsbilanz-Überschuss zu Überbeschäftigung im Inland und spiegelbildlich zu Unterbeschäftigung im Ausland führe. Es fehlen sowohl schlüssige theoretische wie auch empirische Argumente dafür, dass ein Anstieg des Leistungsbilanz-Überschusses oder der Netto-Exporte mit einem allgemeinen Absinken der Arbeitslosenrate in dem jeweiligen Land verbunden ist. Wir haben keine Hinweise gefunden, dass die Daten eine solche Behauptung rechtfertigen könnten. Im Gegenteil, es sieht so aus, als gingen wachsende Leistungsbilanz-Überschüsse eines Landes eher einher mit zunehmender Arbeitslosigkeit“, sagt Gabriel Felbermayr, Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft. Dies gelte insbesondere für Industrieländer.
Für die Studie wurden verschiedene Ländergruppen über verschiedene Zeiträume betrachtet. „Der Schluss, Länder mit hohen Überschüssen bereicherten sich am Arbeitsmarkt auf Kosten der Defizitländer, scheint mit den Daten nicht vereinbar zu sein. Ein negativer Zusammenhang ist jedenfalls dann nicht mehr erkennbar, sobald Besonderheiten der Länder hinzugenommen werden; dies deutet darauf hin, dass der Leistungsbilanz-Überschuss und die Arbeitslosenrate von anderen Faktoren bestimmt werden“, fügt Martin Braml an, Ko-Autor der Studie.
„Aber unsere Ergebnisse lassen sich nicht so deuten, als führten ständige Leistungsbilanz-Ungleichgewichte nicht zu Problemen. Es spricht einiges dafür, dass große Überschüsse oder Defizite aufgrund der damit einhergehenden Verschuldung zu Krisen führen können. Diese wohl bekannten Erkenntnisse veranlassen auch den Internationalen Währungsfonds und die EU-Kommission, gegen makroökonomische Ungleichgewichte vorzugehen. Etwaige Arbeitsmarkteffekte taugen allerdings nicht für eine Rechtfertigung, Leistungsbilanzüberschüsse zu verteufeln“, sagt Felbermayr.
(ifo Institut)