Wirtschaft

UK-Wahl bringt schwache Position bei Brexit-Verhandlungen

Was die fehlende Mehrheit nun für die Politik und die Finanzmärkte bedeutet, kommentiert Mark Phelps, Portfoliomanager Global Concentrated Growth beim Asset Manager AB (AllianceBernstein), in London:

Brexit

 

Die britische Premierministerin hat es versäumt, ein klares Mandat von den Wählern zu bekommen, um ihre Vision von einem sauberen Brexit zu verfolgen. Wir stehen eindeutig vor einer Periode großer Ungewissheit. Schon in zehn Tagen sollen die Verhandlungen für den Brexit beginnen. Hier ist die Verhandlungsposition der Briten nun deutlich geschwächt.

Die unmittelbaren Auswirkungen des Ergebnisses dürften an den Devisenmärkten gesehen werden, wo die Ungewissheit auf den Kurs des Pfund drückt. Es ist auch wahrscheinlich, dass die Anleihen- und Aktienmärkte eine höhere Volatilität aufweisen werden.

Außerhalb der politischen Welt wird das Ergebnis wahrscheinlich als verwirrend angesehen, aber nicht unbedingt als Beginn großer Veränderungen. Das britische Wirtschaftswachstum könnte nun ein wenig niedriger ausfallen, manche Investitionen könnten sich verzögern.

Wenn es nicht zu einer verstärkten Zusammenarbeit im Parlament kommt, könnte politischer Stillstand die Folge sein. Klar ist, dass Großbritannien nicht nur über den Brexit geteilter Meinung ist. Auch zwischen den Generationen, zwischen Nord und Süd und zwischen den städtischen und ländlichen Gebieten bestehen Differenzen.

In ganz Europa könnte sich in den kommenden Monaten die Volatilität fortsetzen. Es stehen ja auch in Frankreich, Deutschland und im kommenden Jahr in Italien wichtige Wahlen an. Wenn jedoch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an diesem Wochenende eine klare Mehrheit in der Nationalversammlung erhält und in der Lage ist, eine bedeutende Reformagenda zu beginnen, würde dies von den Märkten sehr positiv aufgenommen. Das wäre für das europäische Wachstum wahrscheinlich wichtiger als die britische Wahl.

Trotz der Bedeutung dieser Entwicklungen verbessert sich die europäische Konjunktur bereits. Und die Anleger sollten die Politik nicht als Maßstab für ihre Investitionsentscheidungen sehen. Stattdessen sollten sie sich jenseits der Schlagzeilen auf die wirtschaftlichen Fundamentaldaten fokussieren und nach Unternehmen suchen, die unabhängig von politischen Ereignissen ein konstantes Ertragswachstum erzielen. (AB)

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