Letztes Wochenende wurde in Frankfurt eine 1.400 Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Über 60.000 Menschen wurden evakuiert, denn die britische ‚Blockbuster‘-Mine hätte ihrem Namen Ehre machen und ganze Straßenzüge ausradieren können.
In den Abendnachrichten wurde über die erfolgreiche Entschärfung berichtet. Unmittelbar darauf folgte die Nachricht, dass in Nordkorea eine unterirdische Explosion Erderschütterungen von 6,7 auf der Richter-Skala verursacht hatte. War es wirklich eine Wasserstoffbombe, die Diktator Kim Jong Un da angeblich zünden ließ?
Auf jeden Fall wirkt dagegen die Frankfurter Bombe wie ein Teppichknaller zu Silvester. Muss man sich aus Anlegersicht vor dem Irren mit der Bombe – und vor einem vielleicht ebenfalls nicht zu 100% berechenbaren Gegenpart im Weißen Haus – fürchten?
Wir halten die Gefahr einer militärischen Eskalation nach wie vor für begrenzt, und damit das Risiko dauerhaft höherer Volatilität. Grund für diesen verhaltenen Optimismus ist, dass China nicht wirklich an einem Krieg vor der eigenen Haustür gelegen sein kann. Bis dato fungiert das Regime in Pjöngjang als nützlicher Idiot, der die USA von Pekings Expansion im chinesischen Meer ablenkt.
Ein Szenarium des Schreckens?
Das dürfte sich aber ändern, wenn tatsächlich scharfe Raketen hin- und herfliegen. Denn schon technisch nimmt die Wahrscheinlichkeit eines Krieges zu, wenn beide Seiten mit immer aggressiveren Militärübungen auf Provokationen der jeweils anderen Seite reagieren. Sollte etwa eine zu Testzwecken abgefeuerte nordkoreanische Rakete versehentlich in Japan oder Südkorea einschlagen, wäre ein Gegenschlag wohl kaum noch abzuwenden. Dies gilt umso mehr, als US-Präsident Trump sich in der Pose des Säbelrasslers gefällt und wohl seine Glaubwürdigkeit bedroht sähe, wenn er seinen markigen Worten keine Taten folgen ließe.
Insofern besteht durchaus eine – nach wie vor kleine aber inzwischen wahrnehmbare – Möglichkeit, dass es zu einer militärischen Auseinandersetzung kommt. Ein Absturz der Märkte für Risikoanlagen, allen voran Aktien, wäre dann wohl die Begleitmusik.
In Zeiten derart irrer geopolitischer Risiken wirkt es fast beruhigend, wenn ein Bundestagswahlkampf sich so langweilig anfühlt wie der gegenwärtige in Deutschland. Am Wochenende trat SPD-Herausforderer Martin Schulz zum einzigen TV-Duell gegen die seit 12 Jahren regierende Kanzlerin Angela Merkel an. Weil das Fernsehen eher als Schulz‘ denn Merkels Metier gilt, wurde das Duell vielerorts als letzte Chance des Herausforderers gesehen, den Abstand in den Umfragen noch zu verkürzen. Diese Gelegenheit konnte Schulz aber nicht nutzen. Repräsentative Umfragen unmittelbar nach dem Duell sahen Merkel als Siegerin. Schulz dürfte damit seine letzte Chance, doch noch ins Kanzleramt einzuziehen, verspielt haben.
Was bedeutet das für die Anleger?
Bleibt der Blick auf das, was aus eher fundamentaler Sicht eigentlich die Märkte bewegen dürfte, nämlich die Zentralbanken. Fed und EZB liegen in ihrer geldpolitischen Reaktion rund vier Jahre auseinander. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die US-Behörden mit dem Troubled Asset Relief Program (TARP) den Kreditmechanismus schon repariert hatten, als in Europa an eine Bankenunion noch gar nicht zu denken war.
Entsprechend ist auch die Fed mit ihrer geldpolitischen Normalisierung schon Jahre weiter als die EZB. Während die amerikanische Notenbank nun beginnt, ihre Bilanzsumme abzuschmelzen und damit dem Geldmarkt Liquidität zu entziehen, wägt die EZB gerade die richtigen Schritte in den Ausstieg aus ihren Anleihekäufen ab.
Dies ist eine schwierige Umstellung, die gut kommuniziert sein will. Das hat die entsprechende Erfahrung der Fed – vor ziemlich genau vier Jahren – eindrucksvoll bewiesen. Will die EZB also ein europäisches ‚Taper Tantrum‘ vermeiden, muss sie den Ausstieg mit Samthandschuhen bewerkstelligen.
Wir erwarten daher keine Ankündigung geringerer Ankaufsummen schon an diesem Donnerstag. Eher schon eine kombinierte Kommunikation, in der Mario Draghi die Giftpillen für die Bondmärkte in homöopathischen Dosen auf den Ratssitzungen im September, Oktober und Dezember verabreichen wird. (BR)