Über 80 Prozent der börsengelisteten Unternehmen hat nun bereits die Ergebnisse für das zweite Quartal 2022 vorgelegt. Die Gewinne haben die Konsenserwartungen übertroffen. Die Wachstumsrate fiel aber im Vergleich zu den historisch außergewöhnlich starken letzten Quartalen schwächer aus. Dieser Ansicht ist Frank Thormann, Fondsmanager bei Schroders.
Im Vergleich zu den Konsenserwartungen lagen die Umsätze im zweiten Quartal um etwa drei Prozet und der Gewinn je Aktie um etwa vier Prozent höher. Die stärksten „Beats“ und damit die meisten positiven Gewinnkorrekturen waren im Energiesektor zu beobachten, die schwächsten im Kommunikationssektor, was bei Letzterem vor allem auf einen Rückgang beim Anzeigengeschäft zurückzuführen ist. Das Finanzwesen ist der Sektor mit dem stärksten Gewinnrückgang innerhalb eines Jahres, wofür gestiegene Rückstellungen die Hauptursache sind.
Im längeren historischen Vergleich immer noch stark
Etwa 80 Prozent der Unternehmen haben die Konsensprognose für den Gewinn je Aktie und 66 Prozent die Umsatzerwartungen übertroffen. „Die Beat Rates mögen niedriger ausfallen als in den vergangenen zwei Jahren, dennoch sind sie im längeren historischen Vergleich immer noch stark“, so Thormann.
Im Jahresvergleich stieg der Umsatz im zweiten Quartal um 14 Prozent, der Gewinn je Aktie im Jahresvergleich um neun Prozent. Thormann hierzu: „Die Wachstumsraten sind in etwa vergleichbar mit dem ersten Quartal, was eine positive Überraschung ist, denn es wäre ein stärkerer Rückgang zu erwarten gewesen.“
Ein Faktor bereitet dem Fondsmanager für das verbleibende Jahr sowie für 2023 Sorgen, nämlich die Inflation: „Q2 war das erste Quartal, in dem wir eine Verschlechterung der Gewinnmargen im Jahresvergleich feststellen konnten. Sollte der Inflationsdruck hoch bleiben, wird sich das wahrscheinlich auf die gesamte Gewinn- und Verlustrechnung auswirken. Wenn dazu noch eine Nachfrageschwäche kommt, könnten die Gewinnmargen stärker zurückgehen.“
Wie stellt sich Thormann bei den von ihm verwalteten Strategien also auf? „Als Stockpicker sehen wir das aktuelle Umfeld als Chance, um Alpha zu generieren“, meint der Fondsmanager. Bei der Aktienauswahl fokussiert er sich auf drei Merkmale von Unternehmen: Preissetzungsmacht, weiterhin positive Ertragsaussichten sowie die Fähigkeit, die Markterwartungen kontinuierlich zu übertreffen.
Volumenwachstum
Im Sektor für nichtzyklische Konsumgüter wäre Pepsi als Beispiel zu nennen. Der Getränkehersteller konnte exzellente Q2-Ergebnisse vorweisen. Dabei erhöhte das Unternehmen seine Preise weltweit um zwölf Prozent im Vergleich zum letzten Jahr, konnte jedoch gleichzeitig ein Volumenwachstum verbuchen. „Das spricht dafür, dass die Verbraucher das Produkt als so einzigartig betrachten, dass höhere Preise durchgesetzt werden können“, kommentiert Thormann das Phänomen.
Im Tech-Sektor wäre Microsoft ein weiteres Beispiel für ein Unternehmen, welches an der Preisschraube drehen kann, ohne die Nachfrage zu beeinträchtigen. Der Experte erläutert: „Die angebotenen Produkte sind für Büroangestellte weltweit unverzichtbar. Daher gibt es kaum Möglichkeiten, sich gegen eine mögliche Preiserhöhung zu stellen.“
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Q2-Berichtssaison zwar zeigte, dass sich die Wachstumsraten leicht abschwächten, wir uns aber trotzdem auf Rekordniveau befinden und die meisten Unternehmen die Konsenserwartungen übertreffen konnten.
(Schroders)