Wirtschaft

USA verhängt Exportverbot gegen Smartphonehersteller ZTE in China

Ein Segen für die Ambitionen von China im Technologiesektor?

geralt / Pixabay


Verfasst von Gun Woo CFA, Senior Analyst bei JK Capital Management Ltd., einer Tochtergesellschaft der La-Française-Gruppe

Kürzlich wurde ZTE, ein multinationales Unternehmen für Telekommunikationsausrüstungen und -systeme aus China (mit einer Marktkapitalisierung von 20 Mrd. US-Dollar), von der Reaktivierung eines zuvor außer Kraft gesetzten siebenjährigen Verbots von US- Komponentenverkäufen durch das US-Handelsministerium getroffen. Auf einer Pressekonferenz sagte der Vorsitzende von ZTE, das US-Exportverbot habe das Unternehmen „in einen Koma-Zustand versetzt“. Forbes prognostizierte sogar, dass ZTE in den nächsten Wochen Konkurs anmelden wird. Viele Medien haben diese Neuigkeit in den Kontext des möglichen Handelskriegs zwischen den USA und China gesetzt.

Wir sind der Ansicht, dass das Verbot von US-Komponentenverkäufen an ZTE nicht für den Technologiesektor als Ganzes pauschalisiert werden kann. Der Hintergrund zu den Geschehnissen war, dass das ursprüngliche Verbot im Jahr 2016 eingeführt wurde, nachdem bekannt gegeben wurde, dass ZTE Geräte mit integrierter amerikanischer Technologie an den Iran verkaufte. Es wurde versucht, diese Transaktionen zu verschleiern. Das Verbot wurde später im Jahr 2017 wieder aufgehoben, nachdem das Unternehmen zugestimmt hatte, eine Geldstrafe zu zahlen und einige Prüfungs- und Compliance-Anforderungen umzusetzen. Das 7-Jahres-Verbot wurde kürzlich wieder aktiviert, da es den Anschein hatte, dass ZTE den Mitarbeitern, die illegale Verkäufe tätigten, ihren vollen Bonus gezahlt und keine Rüge an diese Angestellten erteilt hatten. Diesbezüglich wurde den US-Behörden nicht die Wahrheit erzählt. Daher sind wir nicht der Meinung, dass die nun gegenüber ZTE auferlegten Beschränkungen ein erstes Anzeichen dafür sind, was dem gesamten Technologiesektor in China blühen könnte.

Konkurs unwahrscheinlich

Im Hinblick auf die Auswirkungen auf ZTE sind wir der Meinung, dass die Diskussion um ein „Schockzustand“ im Unternehmen übertrieben und die Wahrscheinlichkeit eines Konkurses nahe null ist. Wir glauben, dass das Geschäft von ZTE aufgrund des Verbots nur weniger als ein Jahr beeinträchtigt sein könnte. Rund 30-40% der Einkäufe von ZTE, die sich auf integrierte Schaltkreise beziehen, stammen Schätzungen zufolge aus den USA. Basierend auf unserer Analyse können in den drei Geschäftsbereichen von ZTE die meisten Chips innerhalb der Region bezogen werden – hauptsächlich in China selbst – für die Bereiche Mobilfunk und Festnetz. Im Segment der drahtlosen Telekommunikationsgeräte stammen die Basisbandprozessoren für drahtlose Basisstationen meist aus US-amerikanischen

Unternehmen, und es wird schwieriger sein, alternative Anbieter außerhalb der USA zu finden. Selbst im schlimmsten Fall denken wir aber, dass diese Basisbandprozessoren auf die ASIC- Technologie (Application Specific IC) umschalten können. Die Entwicklung würde für einige taiwanesische Zulieferer etwa ein Jahr in Anspruch nehmen.
Zusammenfassend glauben wir, dass die Krise um ZTE unternehmensspezifisch ist und dass die Auswirkungen auf das Geschäft von ZTE nicht fatal ausfallen werden. Es wird wahrscheinlich dazu führen, dass sich Unternehmen in China längerfristig technologisch unabhängiger oder diversifizierter ausrichten werden. Tatsächlich hat die Regierung in China die Technologieanbieter sofort aufgefordert, die bereits aggressiven Forschungs- und Entwicklungspläne für den Halbleitersektor zu beschleunigen, um die Abhängigkeit von ausländischen Lieferungen zu reduzieren. Letztlich rechnen wir damit, dass sich die US- Sanktionen gegen ZTE positiv auf Chinas Mikrochip-Ambitionen auswirken werden.

(Gun Woo CFA, Senior Analyst bei JK Capital Management Ltd.)

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