Wirtschaft

Von der Politik zur Währung

Andere Zeiten, andere Sitten. Noch vor wenigen Quartalen hätten ein shutdown in den USA und die Ankündigung protektionistischer Maßnahmen durch Donald Trump für deutlichen Stress an den Märkten gesorgt.

Que sera, Euro/Dollar-Kurs?

 

Aber die Zeiten haben sich geändert, und mittlerweile lässt die Politik die Märkte kalt. Deren Aufmerksamkeit ist nun auf andere Dinge gerichtet: die Währungen.

In der letzten Woche stand insbesondere der Devisenmarkt im Fokus. Der Dollar, der bereits durch Trumps Ankündigungen geschwächt war, geriet anschließend durch die Äußerungen des US-Finanzministers auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos kräftigt unter Druck. Steven Mnuchin erklärte, dass die derzeitige Schwäche der US-Währung eine „gute Sache“ für den amerikanischen Handel sei. Ein klarer Verstoß gegen die stillschweigende Übereinkunft zwischen den wichtigsten Ländern des Westens, nach der man in der Öffentlichkeit alles unterlässt, was den Devisenkurs beeinflussen könnte. Mehr brauchte es nicht, um den Euro/Dollar-Kurs während der Pressekonferenz von Mario Draghi am Donnerstag auf über 1,24 und dann kurzzeitig auf über 1,25 – den höchsten Stand seit drei Jahren – steigen zu lassen. Auch wenn der EZBPräsident den US-Finanzminister geißelte, ohne ihn jemals zu zitieren, und einräumte, dass die jüngste Volatilität bei den Wechselkursen für Unsicherheit sorgt, machte er keine Aussage, die dazu diente, den Auftrieb des Euro zu bremsen.

Steven Mnuchins Äußerungen missverständlich

Für Beruhigung sorgte schließlich Donald Trump. In einem Interview in Davos erklärte der amerikanische Präsident, dass der Dollar stark bliebe und im Zuge des Konjunkturaufschwungs, der aus seiner Steuerreform resultieren dürfte, sogar „stronger and stronger“ würde. Zudem sagte er, dass die Äußerungen von Steven Mnuchin aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Dieser ruderte im Übrigen zurück und bekräftigte, dass ein schwacher Dollar sowohl Vor- als auch Nachteile habe. Am Freitag war der Euro/Dollar-Kurs auf rund 1,245 zurückgegangen.

Muss man über diese Entwicklungen besorgt sein? Das hängt vom Blickwinkel ab. Aus makroökonomischer Sicht sei daran erinnert, dass gemessen an der Kaufkraftparität der Euro mit 1,33 USD korrekt bewertet wäre. In diesem Sinne hat Mario Draghi recht, wenn er nicht übermäßig besorgt ist. Im Hinblick auf die Mikroökonomie und die Aktienmärkte gibt es jedoch durchaus Grund zur Besorgnis. Zum einen wirkt sich das Tempo der Aufwertung des Euro niemals neutral auf die europäischen Aktienmärkte aus. Zum anderen kann man bei einem Euro/Dollar-Kurs von 1,25 ein Wachstum des Gewinns pro Aktie in Europa von rund 7 % im Jahr 2018 erwarten. Die ökonometrischen Modelle weisen jedoch darauf hin, dass bei einer Parität von 1,35 das Gewinnwachstumspotenzial vollständig aufgezehrt würde.

Aussichten nicht beunruhigend

Das Tempo der Entwicklung wird somit entscheidend sein. Ein Euro/Dollar-Kurs von über 1,30 ist auf lange Sicht weder inkohärent noch beunruhigend. Sollte er dieses Niveau jedoch zu schnell erreichen, würde sich dies negativ auf europäische Aktien auswirken. Kurzfristig gibt es jedoch Potenzial für eine Entspannung beim Wechselkurs. In den USA schlagen sich die Effekte der Steuerreform allmählich in den Konjunkturdaten nieder und stärken somit den Dollar. In Europa könnten die zahlreichen politischen Fristabläufe im März zu einem Anstieg der Risikoprämie auf die Region und zu einer Schwächung des Euros führen. Das Risiko, dass der Euro/Dollar-Kurs dauerhaft aus der Bandbreite von 1,25/1,30 ausbricht, erscheint auf kurze Sicht eher moderat.

(GFD)

print

Tags: , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

Mein Geld Jahresrückblick 2024

Vielen Dank für ein erfolgreiches Jahr 2024 – Auf in ein spannendes 2025

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 05 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben