Über Monate setzten Anleger auf Substanzwerte. Diese Titel zeichnen sich durch moderate Bewertungen und „Value“, also intrinsische Werte aus. Angesichts der Rahmenbedingungen war der Trend hin zu eher konservativen Titeln nachvollziehbar: Die Teuerung steigt und viele Substanzwerte erwirtschaften ihre Gewinne schon heute. Anders ist das bei sogenannten Wachstumswerten, im Fachjargon auch Growth-Titel genannt. Hier fließen sämtliche Mittel in aller Regel in die Expansion. Im Gegenzug winken Gewinne in der Zukunft. Doch was sind diese Gewinne noch wert, wenn die Teuerung immer mehr zunimmt, fragten sich Anleger und kehrten Wachstumswerten zunächst den Rücken.
Die Pandemie ist gekommen, um zu bleiben
Nun sieht es danach aus, als würden Growth-Titel langsam, aber sicher wieder die Oberhand gewinnen. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa die Performance des Technologie-Index TecDAX im Vergleich zum DAX. So kommt der TecDAX auf Sicht von einem Monat immerhin auf eine Rendite von knapp 5 Prozent, während sich der DAX im gleichen Zeitraum unter dem Strich kaum vom Fleck bewegte. Wie kommt der plötzliche Umschwung des Marktes?
Die größten Inflationssorgen haben sich in den vergangenen Wochen verflüchtigt. Und die Hoffnung vom großen Boom nach dem Ende der Pandemie scheint sich immer mehr in Luft aufzulösen. Einerseits schaffen es Schlüsselindustrien, wie etwa die Autobranche, im ersten Halbjahr durchaus starke Erträge zu erwirtschaften, andererseits stellt sich die Frage, ob dies bereits der nachhaltige Weg zurück auf dem Wachstumspfad ist. Das liegt nicht an mangelnden innovativen Produkten oder dem geringen Interesse der Kunden, sondern an der Knappheit der Zulieferteile wie beispielsweise den Halbleiter-Chips. Wenn eine derart wichtige Branche nicht kräftig wächst, nimmt das Inflationsdruck. Hinzu kommt, dass das oft herbeigeschriebene Ende der Pandemie angesichts von Delta-Variante, Impf-Skepsis und Entscheidungsschwäche bei Bund und Ländern in weite Ferne gerückt ist. Statt zwei Quartale der Freiheit und des überschwänglichen Konsums könnten uns allen wieder Einschränkungen bevorstehen.
Nie außer Mode: die Zukunft
Der jüngste zarte Aufwärtstrend bei Technologie-Titeln könnte das Resultat davon sein, dass sich mehr und mehr Anleger vom laufenden Jahr bereits verabschiedet haben und den Fokus auf die fernere Zukunft legen. In dieser Zukunft werden innovative Geschäftsmodelle und digitale Lösungen eine noch größere Rolle spielen als ohnehin schon. Nach der monatelangen Durststrecke von Technologie-Titeln könnten Anleger in den inzwischen etwas günstigeren Tech-Werten wieder Hoffnung sehen.
Zwar tun Anleger gut daran, sich nicht zu stark von kurzfristigen Strömungen am Markt leiten zu lassen, doch sollten sich Investoren vor Augen halten, dass an der Börse in allererster Linie die Zukunft gehandelt wird. Diese Zukunft repräsentieren industrienahe Tech-Werte aus dem TechDAX oder die großen Daten-Giganten aus dem Nasdaq-100 besser, als etwa Industriewerte oder Titel aus dem Bereich der Grundstoffe.
Kombinieren Sie das Beste aus beiden Welten
Für den langfristigen Vermögensaufbau kommt es ohnehin darauf an, solide Substanzwerte, die auch regelmäßige und sichere Erträge in Form von Dividenden bieten, mit vielversprechenden Zukunftstiteln zu kombinieren. Wer bei letzteren Werten Nachholbedarf hat, kann das aktuelle Bewertungsniveau im Technologie-Sektor womöglich nutzen. Idealerweise bieten sich diversifizierte und von erfahrenen Fondsmanagern geführte Aktienfonds rund um das Thema Technologie an. Wichtig ist nur, dass Anleger begreifen, dass es dabei nicht um ein „Entweder-oder“ sondern um ein „Sowohl-als-auch“ geht. Ebenso sollte ein diversifiziertes Portfolio Investments in Anleihen, Immobilen oder auch den alternativen Investments beinhalten. Nur wer das Beste aus dem Anlageuniversum in einem Portfolio kombiniert, kann sich langfristig über kontinuierliche Zuwächse freuen.