Wirtschaft

Während in der Corona-Krise das geldpolitische Drehbuch steht, gestaltet sich der Fiskalfahrplan schwierig

Schecks für die Bürger nicht subtil, aber effektiv

5317367 / Pixabay


Da die letztlichen Folgen der Corona-Epidemie für Realwirtschaft und Kapitalmärkte noch völlig unklar sind, haben Notenbanken und Regierungen weltweit gigantische geldpolitische und fiskalische Hilfspakete geschnürt. Die USA etwa haben ein Notprogramm in Höhe von 2 Billionen Dollar aufgelegt, um die Wirtschaftskrise abzufedern. Dort sollen Erwachsene mit niedrigeren Einkommen Schecks über 1.200 Dollar bekommen, weitere 500 Dollar sollen für jedes Kind in der Familie gezahlt werden. Flankiert wird das Programm durch massive Interventionen der Federal Reserve, die etwa Kredite im niedrigen einstelligen Billionen-Dollar-Bereich zur Verfügung stellen kann. „Vergleicht man die große Finanzkrise ab 2007 mit der gegenwärtigen Situation, scheint derzeit aber das geldpolitische Drehbuch klarer zu sein als das fiskalische“, sagt Thomas Völker, Deutschland-Chef des digitalen Vermögensverwalters Moneyfarm. Angesichts des gigantischen Nachfrageschocks sei zwar theoretisch unbestritten, dass die Regierungen in die Bresche springen müssten. „Die Praxis dürfte jedoch weitaus problematischer sein. Denn eine fiskalische Expansion heißt mehr, als einfach nur die Zinsen zu senken oder die Gelddruckmaschine anzuwerfen. Und es dauert auch länger, obwohl Geschwindigkeit bei der Bewältigung der Krise besonders wichtig ist, wie die zunehmend bedrohliche Lage vieler deutscher Mittelständler zeigt“, erklärt Völker. Vor diesem Hintergrund hält er direkte Zahlungen auf die Konten der Bürger für ein durchaus probates Mittel: „Das ist zwar nicht sonderlich subtil, aber wen kümmert das, wenn die Miete fällig ist?“

Allerdings könnte dem Moneyfarm-Deutschland-Chef zufolge die Finanzierung der fiskalischen Hilfspakete problematisch werden. „Wollen die Regierungen einen bedeutenden Impuls geben, dann müssen sie sich dafür neu verschulden, also viele weitere Anleihen ausgeben. Doch jemand muss diese Papiere auch kaufen. Gibt es ein großes Angebot, fallen die Anleihenkurse theoretisch und die Renditen steigen damit. Aber höhere Renditen von Staatsanleihen sind für eine Wirtschaft, die sich in einer Rezession befindet, nicht förderlich“, so Völker. Daher liege der Schluss nahe, dass die Notenbanken Geld drucken würden, um die Anleihen zu kaufen. „Das ist nicht sehr orthodox, aber außerhalb der Bundesbank wird es wohl niemandem etwas ausmachen. Und das sollte es auch nicht, denn eine beschleunigte Inflation scheint kein sehr wahrscheinliches Ergebnis zu sein – zumindest nicht auf kurze Sicht“, sagt er.

Mit Blick auf die Entwicklung an den Aktienmärkten betont der Moneyfarm-Deutschland-Chef, dass die Talfahrt der Kurse ebenso wie die Corona-Epidemie zeitlich beschränkt sei. „Die Historie des US-Aktienindex S&P-500 zeigt, dass das vielleicht wichtigste Börsenbarometer der Welt in den vergangenen rund 70 Jahren spätestens nach 48 Monaten einen vorangegangenen Einbruch wieder wettgemacht hat“, sagt Völker (siehe Grafik). Vier Jahre habe der S&P-500 dabei aber nur nach dem Platzen der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende gebraucht, als die Kurse um fast 50 Prozent eingebrochen seien. Die aktuellen Verluste seien zwar sicher auch schmerzhaft, betrügen in der Spitze aber nur knapp 30 Prozent. „Langfristig orientierte Anleger werden den Einbruch in der Rückschau also mit hoher Wahrscheinlichkeit lediglich als Delle betrachten können“.

(moneyfarm)

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