Wirtschaft

WeltSparen-Studie zum “Gender Pension Gap”:

Frauen im Spannungsfeld zwischen Care-Arbeit und Altersarmut

pixel2013 / Pixabay


Die beliebtesten Altersvorsorgeprodukte von Frauen sind klassisch mit betrieblicher Altersvorsorge und der Riester-Rente.

In Sachen Gleichberechtigung hat sich in Deutschland in den letzten Jahren einiges getan. Für Vorstände großer Unternehmen wurde erst vor Kurzem eine Frauenquote beschlossen – und in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erhalten Frauen in Führungspositionen größere Sichtbarkeit. Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen bestehen weiterhin große Unterschiede bei der Bezahlung zwischen Frauen und Männern. Dabei verringerte sich die Lohnlücke, auch “Gender Pay Gap”, laut Statistischem Bundesamt in den letzten zehn Jahren gerade mal um vier Prozent auf 18 Prozent in 2020. Konkret heißt das, dass Frauen 2020 pro Stunde im Durchschnitt 18,62 Euro einen Bruttolohn erzielen gegenüber 22,78 Euro bei den Männern. Diese 4,16 Euro pro Stunde machen einen großen Unterschied. Die Gehaltsdifferenzen von heute haben deutliche Auswirkungen auf die spätere Rente.

Der “Women’s Equality Day” erinnert jedes Jahr am 26. August an die 1920 in den Vereinigten Staaten von Amerika verabschiedete Gleichstellung der Geschlechter. Anlässlich dieses Tages hat WeltSparen, die Plattform für Geldanlage, untersucht, wie Frauen in Deutschland für ihren Ruhestand vorsorgen und wie es in Sachen Gleichberechtigung bei der Altersvorsorge bestellt ist. Dazu hat WeltSparen mehr als 2.000 Personen, darunter 1.050 Frauen, über das Umfrageinstitut YouGov befragt.

Lohnlücke und Corona: Kurzarbeit und Homeschooling drücken Gehalt von Frauen

Die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern, der sogenannte “Gender Pay Gap”, ist mit 18 Prozent immer noch groß. Zwar hat sich der Wert gegenüber dem Vorjahr um einen Prozentpunkt leicht verringert, allerdings sind die Folgen der Corona-Pandemie noch nicht eingerechnet. Von Schließungen, Kurzarbeit und Gehaltseinbußen waren vor allem Branchen wie Gastronomie und Einzelhandel betroffen, in denen besonders viele Frauen arbeiten und schlechtere Löhne gezahlt werden. Viele Mütter haben im Lockdown laut einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung und des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) außerdem deutliche größere Abstriche bei ihrer Arbeitszeit und ihrem Gehalt gemacht, um monatelang die Kinderbetreuung und das Homeschooling zu stemmen. Aus diesen Gründen ist davon auszugehen, dass die Gehaltslücke 2021 real zugenommen hat.

Gender Pension Gap: Frauen leben länger und sind von Altersarmut bedroht

Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern wirken sich langfristig auf die Rentenbezüge im Alter aus. Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat bekamen die Frauen in Deutschland 2019 mehr als 36 Prozent weniger Rente als Männer. Die geschlechtsspezifische Lücke bei der Altersvorsorge wird als “Gender Pension Gap” bezeichnet. Wer weniger verdient, dem bleiben, wenn überhaupt, oft nur kleinere Beträge für Sparen, Investieren oder Vorsorge übrig. Frauen sind davon besonders betroffen: Weil sie traditionell die Care-Arbeit für Haushalt, Kinder oder pflegebedürftige Angehörige stemmen, arbeiten sie häufiger in Teilzeit als Männer und verzichten auf einen Teil ihres Gehalts. Dabei leben Frauen mit 83,4 Jahren durchschnittlich fast fünf Jahre länger als Männer und sind von Altersarmut bedroht.

Kein Geld für die Absicherung: Mehr als jede zweite Frau sorgt nicht vor

Für Frauen ist es also umso wichtiger, möglichst früh mit dem Sparen für den Lebensabend anzufangen. Das ist bei einem großen Teil aber noch nicht angekommen: 56 Prozent der Bundesbürgerinnen sorgen nicht privat für das Alter vor. Unter den Männern bilden nur 49 Prozent keine Rücklagen für den Ruhestand. Die Gründe dafür liegen für viele bei einem zu geringen Einkommen: Fast die Hälfte (48 Prozent) aller Studienteilnehmerinnen, die nicht für das Alter vorsorgen, hat schlicht kein Geld dafür übrig. Weitere 22 Prozent der Frauen, die nicht vorsorgen, zeigen sich optimistisch. Sie sind überzeugt, dass ihre gesetzliche Rente im Alter zum Leben ausreichen wird. Sieben Prozent haben kein Vertrauen in private Vorsorgeangebote. Immerhin sechs Prozent derjenigen ohne zusätzliche Altersvorsorge verlassen sich auf ihren Ehepartner und weitere zwei Prozent auf ein Erbe, das im Alter ihren Finanzbedarf deckt.

Finanzielle Abhängigkeit bei Frauen stärker verbreitet

Unter den Frauen in Deutschland stehen nur 65 Prozent finanziell auf eigenen Beinen, bei den Männern sind es mit 70 Prozent einige mehr. Demgegenüber stehen 29 Prozent der Studienteilnehmerinnen, die (noch) nicht finanziell unabhängig sind. Die knappe Hälfte dieser Frauen (14 Prozent) gibt jedoch an, auf dem Weg zur finanziellen Eigenständigkeit zu sein. Ihren Lebensunterhalt kann somit fast jede dritte Frau nur mit Hilfe Anderer bestreiten. Jeweils rund ein Drittel der Frauen, die angeben, finanziell nicht unabhängig zu sein, verlassen sich auf das Gehalt ihres (Ex-)Partners (33 Prozent) oder die Unterstützung von Angehörigen (30 Prozent). Nur 6 Prozent sind auf Lohnersatz oder Sozialleistungen angewiesen.

Sicherheit vor Rendite: Frauen wählen eher klassische Vorsorgeprodukte

Wie sorgen die Frauen für ihr Alter vor? Unter den Bundesbürgerinnen, die für ihren Ruhestand sparen, sind staatlich geförderte Anlageformen wie die betriebliche Altersvorsorge (37 Prozent) und die Riester-Rente (32 Prozent) mit Abstand am beliebtesten. Fast jede vierte Vorsorgende (22 Prozent) verlässt sich auf Immobilien als Wertanlage. 23 Prozent investieren in Wertpapiere, um ihre Rentenlücke aufzufüllen. Aber das Girokonto wird trotz Niedrig- und Negativzinsen noch von 22 Prozent für Altersrücklagen genutzt. Dagegen sind passive, breit gestreute Anlagen in ETFs unter den Frauen wenig verbreitet: Nur 11 Prozent der Frauen, die fürs Alter vorsorgen, nutzen sie.

 

WeltSparen-Finanzexpertin Dr. Verena Thaler kommentiert die Studienergebnisse:

„Altersarmut ist für viele Frauen in Deutschland eine reale Gefahr. Um den “Gender Pension Gap” zu verringern, ist bei der gesetzlichen Rente mehr Geschlechtergerechtigkeit gefragt. Berufliche Auszeiten für die Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen sollten stärker respektiert und bei der Rentenkalkulation berücksichtigt werden. Ich appelliere aber auch an alle Frauen: Die gesetzliche Rente reicht nicht, Frauen müssen selbst aktiv werden, um im Alter finanziell abgesichert zu sein. Es gibt wirksame Möglichkeiten für das Alter vorzusorgen und Vermögen aufzubauen. Frauen sind hier aufgrund der Gefahr des Gender Pay and Pension Gaps doppelt gefragt. Finanzwissen ist der Schlüssel zu Vorsorge und Vermögensbildung – für Frauen wie Männer.”

Mit diesen 5 Tipps verringern Frauen den Gender Pension Gap

1. Verhandeln Sie Ihr Gehalt!

Ein höheres Einkommen ist der Schlüssel zu besserer Altersvorsorge. Um die nächste Stufe auf der Gehaltstreppe zu erreichen, sollten Sie Leistung zeigen, aber auch Mut und Selbstbewusstsein beweisen: Nehmen Sie den nächsten Gehaltssprung selbst in die Hand, indem sie Gehälter in der Branche vergleichen und bei entsprechendem Leistungsbeitrag eine Gehaltserhöhung von Ihrem Arbeitgeber einfordern, die sie nachvollziehbar begründen können.

2. Achten Sie bei der Care-Arbeit auf Gleichberechtigung!

Teilen macht glücklich, auch bei der Kinderbetreuung & Co. Besprechen Sie Ihre Karriereziele und Ambitionen offen mit Ihrem Partner und teilen sich die Care-Arbeit. Davon kann nicht nur Ihr Gehaltszettel, sondern auch Ihr Zusammenleben als Familie und die Haushaltskasse profitieren.

3. Nutzen Sie Sparpotenziale im Alltag!

Viele unbewusste Kostenfresser halten uns davon ab, regelmäßig Geld zur Seite zu legen. Dabei kann es helfen, regelmäßig Verträge zu überprüfen und nachzuverhandeln, kleine Angewohnheiten wie Coffee-to-Go zu hinterfragen und noch bewusster Geld auszugeben, um auf eigene Sparziele hinzuarbeiten.

4. Fangen Sie mit kleinen Sparbeträgen an!

Aller Anfang ist schwer, doch oft genügen schon kleinere Beträge, um mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Aus einem Sparplan, den Sie monatlich mit 50 Euro besparen, wächst über mehrere Jahre eine ordentliche Summe an. Wichtig ist, dass insbesondere für lange Anlagezeiträume der Zinseszinseffekt ausgenutzt wird.

5. Nehmen Sie Steuerersparnisse in Anspruch!

Vorsorgen und dabei Steuern sparen? Das macht zum Beispiel die staatlich geförderte ETF-basierte Rürup-Rente von Raisin Pension möglich. Beiträge, die sie hierfür monatlich einzahlen, können sie zum größten Teil als Sonderausgaben beim Finanzamt geltend machen. Erträge aus der Rürup-Rente sind zwar im Alter steuerpflichtig, dann ist der persönliche Steuersatz in der Regel aber geringer.

Raisin DS (WeltSparen)

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