„Vor dem Hintergrund einer weiteren Zinserhöhung der US-Notenbank um 25 Basispunkte konzentrieren sich die Anleger wieder auf die Fundamentaldaten. Ein Großteil des Marktes wurde von makroökonomischen Aspekten beeinflusst, aber die Berichtssaison hat das Rednerpult nun von der Federal Reserve an die CEOs der Unternehmen übergeben. Bislang haben die CEOs nicht enttäuscht, wobei einige überraschende Fehl- und Bestwerte für Schlagzeilen sorgten. Aber das zugrundeliegende Thema ist das der allgemeinen Widerstandsfähigkeit in einer für die Wirtschaft schwierigen Zeit.
Die Fortsetzung der Zinserhöhungen durch die Fed entspricht unseren Erwartungen. Obwohl sich Inflation und Arbeitslosenquote in die richtige Richtung bewegen, ist die Situation alles andere als komfortabel. Die angestrebte Inflationsrate von zwei Prozent bleibt in weiter Ferne. Die Erwartung einer Rezession zur Eindämmung der hartnäckigen Inflation wurde durch einen starken Arbeitsmarkt in Schach gehalten. Solange sich die Inflation weiter abschwächt, stimmen wir mit dem allgemeinen Konsens über eine weitere Zinserhöhung in den USA um 25 Basispunkte in diesem Jahr und eine Pause bis zum zweiten Quartal 2024 überein. Es gibt jedoch viele potenzielle Probleme, und wir werden vor allem die Inflationszahlen genau im Auge behalten – jede Überraschung könnte einen Schock auslösen.
Wie lässt sich dieses Umfeld also ausgleichen? Die starken Bilanzen und die Beteiligung an den Fortschritten in der Technologie haben Wachstumsunternehmen mit hoher Marktkapitalisierung zu einer lukrativen Absicherung gegen ein schwächeres makroökonomisches Umfeld gemacht. Da wir uns jedoch allmählich auf einen fundamental orientierten Markt zubewegen, erweitert sich der Chancenpool: Einige der angeschlagenen kleineren und mittelgroßen Wachstumsunternehmen werden langsam attraktiv.“
Susan Hill, Senior Portfolio Manager und Head of Government Liquidity Group bei Federated Hermes:
„Ein Kompromiss stellt niemanden völlig zufrieden, aber die Federal Reserve musste im Rahmen ihrer Sitzung einen Mittelweg finden. Trotz Berichten über eine wachsende Uneinigkeit unter den FOMC-Teilnehmern über den richtigen Kurs gab es in der Sitzungserklärung keine Anzeichen für Uneinigkeit. Ganz im Gegenteil. Die Anhebung des Zielkorridors für die Fed Funds um 25 Basispunkte auf ein 22-Jahres-Hoch wurde einstimmig beschlossen. Sie wissen einfach nicht, wo die Wirtschaft steht, und sind deshalb vorsichtig.
Das Wirtschaftswachstum ist robuster als erwartet, und die Inflation geht in einem ungewissen Tempo zurück – Faktoren, die für eine straffere Geldpolitik sprechen. Die Fed ist sich jedoch einer weiteren Ungewissheit bewusst, nämlich der zeitlichen Verzögerung, mit der sich die Geldpolitik auf die Wirtschaftstätigkeit auswirkt. Wenn die Fed mit ihren raschen Zinserhöhungen im vergangenen Jahr die Umsetzung der Politik erfolgreich beschleunigt hat, dann hat sie sicherlich nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Wenn jedoch die Verzögerungen eher traditionell sind – 12 bis 18 Monate, wenn nicht mehr -, dann muss eine Welle der politischen Restriktionen erst noch eintreten. Dies ist wahrscheinlicher, da die Politik erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahres aufgehört hat, akkommodierend zu sein. Daher ist der Kompromiss sinnvoll: Man ist offen für eine weitere Straffung, lässt aber zu, dass die anstehenden Daten den weiteren Weg aufzeigen. Der Vorsitzende Jerome Powell wies darauf hin, dass der Fed bis zur nächsten FOMC-Sitzung, die erst im September stattfindet, eine Fülle von Wirtschaftsdaten vorliegen wird.
Die Fed hob die Messgrößen an, die sie für die Umsetzung ihrer Geldpolitik verwendet, und passte insbesondere die Sätze für die Reverse-Repo-Fazilität und die Zinsen auf Rücklagen auf 5,30 Prozent bzw. 5,40 Prozent an. Die Fed dürfte zufrieden damit sein, wie gut der Markt die jüngste Treasury-Flut aufgenommen hat, ohne dass sich dies auf die Funktionsweise der Finanzmärkte ausgewirkt hätte. Das US-Finanzministerium hat seit der Aussetzung des Schuldenlimits Anfang Juni Schuldscheine im Wert von über 700 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Diese rasche Auffüllung des Kassenbestands des Finanzministeriums um mehr als 500 Milliarden Dollar hätte einen Abwärtsdruck auf die Bankreserven ausüben können. Zur Erleichterung der Fed wurde dieser Anstieg jedoch durch einen erheblichen Rückgang der Inanspruchnahme der Reverse-Repo-Fazilität der Fed ausgeglichen, da die Geldfonds-Anleger letztlich in der Lage waren, einige Vermögenswerte in andere Anlageformen umzuschichten. Infolgedessen sind die Bankreserven nicht wie befürchtet zurückgegangen.
(Federated Hermes Limited)