„Als Mario Draghi am 30. Mai vor Vertretern des Europäischen Parlaments sprach, machte er deutlich, dass er sich die Optionen offen halten möchte, wie und wann die Normalisierung der Geldpolitik zu erfolgen hat. Dies ist grundsätzlich eine gute Haltung für einen Zentralbanker – vor allem in Mario Draghis Position.
Das nächste große Ereignis in Mario Draghis Terminplan ist die Sitzung der europäischen Zentralbank am 8. Juni. Er wird diese Gelegenheit wahrscheinlich nutzen, um gute Nachrichten über die neue Wirtschaftsprognose der EZB für die Eurozone zu verbreiten. Wir glauben, dass die EZB sagen wird, dass die Euro-Länder synchron Fortschritte machen auf dem Weg zur wirtschaftlichen Erholung und dass das Rückschlagpotenzial in der Eurozone deutlich zurückgegangen ist.
Einer der Gründe für diese Herangehensweise ist, dass sie den Weg für das ebnet, was die Zentralbank nach diesem Sommer tun muss, was viel schwieriger sein wird. Die EZB hat gesagt, dass sie zunächst plant, ihr Asset-Purchasing-Programm herunterzufahren und sich erst dann Zinserhöhungen zuzuwenden.
Die EZB wird vermutlich in der Juni-Sitzung weder ihre Guidance ändern noch einen klaren Zeitplan für eine solche Ankündigung geben. Die Konsequenzen einer solchen Botschaft zu einem so frühen Zeitpunkt wären durchweg kontraproduktiv, da die Marktteilnehmer schnell ihre Positionen anpassen und dadurch eine Verknappung des Geldes bewirken würden.
Stattdessen wird die EZB wahrscheinlich versuchen, die Beibehaltung ihrer anti-deflationären Maßnahmen zu rechtfertigen, indem sie auf die dauerhaft niedrige Kerninflation verweist, die nur wegen temporärer Faktoren auf 1,2 Prozent angestiegen war. Möglicherweise werden die Wirtschaftsdaten von Mai diese Haltung unterstützen und auf eine weiterhin niedrige Kerninflation bei gleichzeitig moderaten Lohnsteigerungen hindeuten.“ (Allianz)