Wirtschaft

Zu früh für Stabilisierung – Märkte bleiben labil

Corona-Crash schnellster Absturz der Börsengeschichte

geralt / Pixabay


Der Corona-Crash hat in kürzester Zeit zu einem beispiellosen Ausverkauf an den Aktienmärkten geführt. Nach den massiven Kursverlusten haben kurze Gegenbewegungen zuletzt Hoffnung auf eine baldige Erholung geweckt. Dafür dürfte es jedoch noch deutlich zu früh sein – die Kapitalmärkte bleiben vorerst extrem labil. Vergleicht man den aktuellen Kurseinbruch mit früheren Crashs, fallen drei Besonderheiten auf.

Rasanter Absturz von historischen Höchstständen

Noch am 19. Februar diesen Jahres hatte der S&P 500 ein neues Allzeithoch erreicht, nur um knapp drei Wochen später 30 Prozent tiefer zu notieren. Damit handelt es sich um den schnellsten Absturz in der amerikanischen Börsengeschichte. Auch der DAX ist in Rekordgeschwindigkeit um rund 40 % eingebrochen. Diese Art von „Sudden Death“ ist beispiellos in der Börsengeschichte. Selbst dem Oktober-Crash von 1987 gingen zwei schwache Börsenmonate voraus. Vor 9/11 war die Stimmung an den Börsen bereits seit einiger Zeit getrübt, und nach nur 11 Tagen hatten sich damals die Märkte wieder gefangen.

„Buy the Dip“-Strategie vorerst noch mit hohem Risiko

Grundsätzlich bieten Rückschläge immer auch die Chance, zu günstigeren Kursen wieder in den Markt einzusteigen. Dieses Verhalten konnte auch in den vergangenen Tagen beobachtet werden, als die Börsen zwischenzeitlich ins Plus drehten. Offenbar nutzen erste strategische Investoren das aktuelle Marktumfeld für langfristige Anlagen. Dennoch sind Aktienkäufe nach dem Muster „Buy the Dip“ in der aktuell sehr unübersichtlichen Situation mit großen Risiken verbunden. Für den Fall, dass die Börsen weiter nachgeben, drohen Anlegern hohe Verluste.

Kaum noch Spielraum für die Geldpolitik

Ob die Notenbanken auch dieses Mal wieder in der Lage sein werden, die Finanzmärkte zu stabilisieren („Notenbanken-Put“) ist alles andere als sicher. So lösten die letzten Leitzinssenkungen der US-Notenbank Verunsicherung aus und provozierten Kursverluste, anstatt die Märkte zu stützen. Ob die Ankündigung der EZB, über ihr neues „PEPP“-Programm Staats- und Unternehmensanleihen für 750 Milliarden Euro zu kaufen, nachhaltig Wirkung zeigt, bleibt ebenfalls abzuwarten.

Ausblick

In den vergangenen Wochen standen alle Märkte unter erheblichem Verkaufsdruck. Auch als sicher geltende Vermögenswerte (AAA-Anleihen, Gold) wurden liquidiert, um Verluste in anderen Bereichen auszugleichen. Ob und wie stark der Ausverkauf noch weitergeht, hängt entscheidend vom Verlauf der CoViD19-Epidemie in den USA ab. Amerikanische Großstädte wie New York stehen vor einer massiven Neuinfektionswelle und könnten regelrecht überrollt werden. Sollten die Infektionszahlen in den USA weiter stark steigen, wovon derzeit auszugehen ist, droht eine zweite Verkaufswelle. Auch systemische Risiken – von Kreditausfällen bis zu einer neuen Finanzkrise – würden deutlich zunehmen. US-Assets, traditionell geschätzt als Hort der Stabilität, könnten dann erheblich unter Druck geraten. Solange dieses Szenario droht, sollten Anleger ihre Risiko-Exponierung strikt begrenzen. Gleichzeitig ist hohe Flexibilität gefragt. Denn: Sobald sich der Anstieg der weltweiten CoViD19-Infektionen erstmals deutlich verlangsamt, wären deutliche Markterholungen zu erwarten.

(FERI Gruppe)

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