Wirtschaft

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Die Aktienmärkte haben die Woche der Fed-Zinsentscheidung mit leichten Gewinnen beschlossen, die Anleihenmärkte haben kaum reagiert. Lediglich der Euro-Dollar-Wechselkurs verharrt auf seinem etwas höheren, nach der EZB-Sitzung vom 10. März erreichten Niveau von rund 1,13. Bemerkenswert ist, dass diese Aufwertung dem DAX kaum mehr zu schaden scheint.

Generell verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die negative Stimmung des Jahresanfangs immer mehr einer konstruktiveren Marktverfassung weicht. Und so wie wir fanden, dass die extreme Volatilität und Verunsicherung des Januar keineswegs irrational war, so können wir auch gute Argumente für den zurzeit erkennbaren Aufwärtstrend der Risikoneigung erkennen. Kurz zusammengefasst sind dies:

  • 1. Weniger Zeichen für eine Rezession in den USA
  • 2. Stabilisierungssignale aus China
  • 3. Bodenbildung beim Ölpreis (und einigen anderen Rohstoffen)
  • 4. Normalisierung der Kerninflation in den USA

Vor dem Hintergrund dieser positiven Nachrichten ist es verständlich, dass Anleger bereit sind, für Gewinne von Aktiengesellschaften wieder etwas höhere Preise zu bezahlen. Bei den großen US- amerikanischen Indizes sind die Ausgangsniveaus von Ende Dezember inzwischen bis auf 0,3% (S&P500) erreicht, und auch der DAX liegt nur noch um 7,4% hinten, mit der Aussicht, die verbleibende Lücke schon in den nächsten Tagen zu schließen.

Bemerkenswert ist dabei auch, dass Aktien- und Anleihenmärkte entspannt auf die Entscheidung der Fed reagiert haben, ihren geldpolitischen Ausblick deutlich moderater zu gestalten. Im September letzten Jahres hatten die Märkte auf die als zu soft empfundene Haltung der US-Notenbank noch mit heftigen Verlusten reagiert. Diesmal blieb die Stimmung ruhig. Das ist keineswegs selbstverständlich, denn zwar hatte so gut wie niemand mit einer Zinserhöhung gerechnet, wohl aber ebenso wenig damit, dass die Fed nun gleich zwei von vier ihrer bis Dezember geplanten Zinserhöhungen herausnehmen und damit einen wesentlich vorsichtigeren Kurs einschlagen würde. Im Ergebnis liegt die Fed, die jetzt zwei weitere Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte in Aussicht stellt, nun nur noch minimal höher als der Markt (der nur einen Schritt bis zum 31.12. einpreist).

In der kommenden Woche liefern vor allem europäische Konjunkturindikatoren kursrelevante Nachrichten. Wegen der kurzen Osterwoche ungewohnt verdichtet, kommen der Ifo- und ZEW-Index sowie die europäischen Einkaufsmanagerindizes heraus. Für die deutschen Indizes hat der Konsensus eine leichte Aufhellung der Erwartungen für die nächsten Monate auf dem Radarschirm, bei gleichzeitiger leichter Abschwächung der gegenwärtigen Lagebeurteilung. Für Europa ist vor allem bedeutsam, dass sich die Einkaufsmanagerindizes sowohl in der Industrie als auch in den Dienstleistungssektoren oberhalb der 50 halten und damit weiter verhaltenes Wachstum signalisieren.

Was bedeutet das für Anleger? Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Risiken des Jahresanfangs keineswegs verschwunden sind. Flüchtlingskrise und Brexit-Ängste hängen noch genauso über Europa, Wachstum und Inflation bleiben viel zu niedrig und Strukturreformen ein frommer Wunsch. Die Erholung des Ölpreises hängt an einem fragwürdigen Deal zwischen der OPEC und Russland, von dem man gar nicht weiß, ob er am 17. April wirklich in trockene Tücher gebracht wird, und ist somit eher auf Hoffnung denn solide Fundamente gebaut. Dennoch nehmen Finanzmarktteilnehmer diese Signale gern auf und transformieren sie, unterstützt durch bessere Wachstumsindikatoren aus den USA und China, in eine positive Stimmungswende. Man kann gar nicht so lange an den Finanzmärkten unterwegs sein, dass einem diese Wandelbarkeit irgendwann langweilig werden würde.

Bekommen wir jetzt also doch noch ein tolles Aktienjahr? Wohl kaum. Zwar ist es inzwischen nicht mehr völlig undenkbar, dass die großen Indizes das Jahr im Plus beschließen, aber rekordverdächtig dürfte es nicht werden. Hierfür ist der Ausblick auf die Gewinnentwicklung zu mau, und die absehbaren politischen Risiken dürften eine übermäßig risikofreudige Ausweitung der Bewertungen deckeln. Insofern geben wir uns für den Moment mit dem Zwischenstand zufrieden und konstatieren, dass weiterhin an einem Übergewicht in Aktien kein Weg vorbei führt.

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